Pulver und Flüssigkeiten gehören zusammen
04.03.2024 Insights Interview

Pulver und Flüssigkeiten gehören zusammen

Die POWTECH TECHNOPHARM wird künftig neben Pulver- und Schüttguttechnologien auch verstärkt verfahrenstechnische Lösungen für die Flüssigprozesstechnik thematisieren. Im Interview mit Industry Insights erklärt Dr. Hans-Joachim Jacob vom Dispergier-Spezialisten ystral, warum diese Kombination immer wichtiger wird.

Dr. Hans-Joachim Jacob von ystral am Messetand der POWTECH 2023 Dr. Hans-Joachim Jacob ist Senior Expert Process and Applications bei ystral „Die Verfahrenstechnik für das Eintragen von Pulvern in Flüssigkeiten hat einen entscheidenden Einfluss auf die Qualität des Endprodukts.“

Warum sollte die Flüssigprozesstechnik auf der POWTECH TECHNOPHARM eine größere Rolle spielen?

Die POWTECH TECHNOPHARM ist traditionell eine Messe zur Pulververarbeitung. Aber wenn wir uns einmal vergegenwärtigen wollen, wo Pulver überall enthalten sind, dann brauchen wir nur einen Blick durch unsere Umgebung schweifen lassen. Ob in Wänden, Fußböden, ihren Beschichtungen und sogar in Beton – Pulver sind überall enthalten. Auch in der Bekleidung sind eine Menge pulverförmige Stoffe verarbeitet. Und schätzungsweise 99 Prozent dieser Pulver müssen bei deren Verarbeitung irgendwann in Flüssigkeiten eingetragen werden. Deshalb ist die Kombination aus Pulvern und Flüssigkeiten so wichtig, denn die Verfahrenstechnik für das Eintragen von Pulvern in Flüssigkeiten hat einen entscheidenden Einfluss auf die Qualität des Endprodukts.

Wie kommt das?

Ein einfaches Beispiel sind Farben: Deren Deckkraft hängt auch davon ab, wie gut ein pulverförmiges Pigment dispergiert ist. Auch die Wirkung von Klebstoffen hängt davon ab, wie gut oder schlecht Pulver dispergiert sind. Oder nehmen Sie das Beispiel der Batteriefertigung: Wenn eine Batterie beim Laden oder Entladen heiß wird, ist das ein klares Indiz für thermische Verluste – der Strom wird in Wärme umgewandelt. Grund ist eine nicht optimale Leitfähigkeit innerhalb der Batterie – und diese können wir gezielt beeinflussen, indem wir die Partikel, die für die Leitfähigkeit sorgen, optimal dispergieren.

Ein Trendthema in der Lebensmittelindustrie sind alternative Proteine. Welche Bedeutung haben hier die Technologien, die auf der POWTECH TECHNOPHARM gezeigt werden?

Pflanzenbasierte Produkte liegen im Trend. Wenn wir pflanzliche Drinks, Fleisch- oder Käsealternativen herstellen, dann kommt es darauf an, diese Proteine in geeigneter Weise aufzuschließen. Es reicht nicht, die Proteine einfach einzumischen oder einzurühren – denn diese haben die Eigenschaft, sehr stark zu kleben oder zu schäumen. Mit einfachen Mischverfahren würde man nur Klumpen oder Schaum erzeugen.

Woran liegt das?

Das liegt daran, dass Proteine eine sehr komplexe Struktur haben – man spricht von primären, sekundären, tertiären und quartären Strukturen. Je nachdem, was produziert werden soll, muss diese Struktur auf- oder abgebaut werden: Beispielsweise, um für alternative Fleischprodukte eine hochviskose Textur zu erzeugen, oder aber eine niedrig viskose Struktur, um eine Flüssigkeit, beispielsweise für Getränke zu erreichen. Und dafür benötigt man eine angepasste Technologie – und solche Technologien sehen wir auf der POWTECH TECHNOPHARM.

Autor

Armin Scheuermann

Armin Scheuermann

Chemieingenieur und freier Fachjournalist